BAP: "JUPP" – eine erstaunliche Metamorphose von Text und Musik
(LP: Für Usszeschnigge) |
Dass Text und Musik in einem Lied eine Einheit bilden sollten ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass es Fälle gibt, in denen die Musik die erzählerische Funktion des Textes übernehmen kann. Der Song "JUPP" von BAP ist ein geniales Beispiel dafür. In den ersten drei Strophen erzählt Wolfgang Niedecken von Jupp, einem Obdachlosen, der sich mit seinen Kumpels am Severinstor trifft. In meisterhafter Weise versteht es Niedecken, Jupp seine Lebensgeschichte erzählen zu lassen. Die Aneinanderreihung von wichtigen Stationen auf Jupps Lebensweg wird untermalt mit stilistischen Mitteln wie Antithesen, Hyperbeln, Metaphern, Ironie, rhetorischen Fragen, etc, die aber nie aufdringlich wirken. Hier ein paar faszinierende Beispiele (ganzer Text: siehe unten): Kokosnöss un Packeis wie er övver dä Äquator balanciert ess en Katmandu .. wo hä met 2 Yetis Skat jeklopp hätt da woot manche Nejer blass wie hä Twist jedanz hätt met ner Cobra Hat sich der Zuhörer möglicherweise unbewusst gefragt, wie ein Lebenskünstler wie dieser Jupp wohl als Penner "enden" konnte, so erhält er darauf die Antwort in der letzten Strophe: die Erfahrungen, die er in Stalingrad gemacht hat, haben ihn offenbar zu dieser Ruhelosigkeit und letztlich dazu geführt, dass er kein "normales" Leben mehr führen konnte. Dies wird zunächst im ersten Teil der letzten Strophe dadurch angedeutet, dass Jupp nie über Stalingrad erzählt und sogar bestreitet, Stalingrad überhaupt zu kennen. Dann aber geschieht etwas Außergewöhnliches: Statt dass der Erzähler bzw. Sänger direkt in Form eines Flashbacks berichtet, was damals in Stalingrad vorgefallen ist, übernimmt der "Major" (Klaus Heuser) diese Funktion und "erzählt" mit seiner Sologitarre, was der Jupp damals erlebt hat. Mag sein, dass man diesen Teil der Geschichte nur verstehen oder erfühlen kann, wenn man diese Art von Rockmusik liebt – für mich ist das Solo in seiner genialen Schwermütigkeit jedenfalls auch nach dem fünfzigsten Mal noch zutiefst berührend. Insofern lässt sich meines Erachtens wirklich sagen, dass hier nicht nur eine Symbiose, sondern eine Art Metamorphose von Text und Musik vorliegt. 23-6-2008 * * * TEXT
1. Ahn der Vringspooz
triffsten
4. Jupp verzällt vum
Joldrausch
Solo |